Klusemann – nicht umsonst vom Bühnenbild kommend – beschäftigte sich in seinen Werken intensiv mit der Verschränkung und Verdichtung verschiedener Bildebenen. Den Höhepunkt dieser Auseinandersetzung stellt eine Reihe von Gemälden aus den Jahren 1974/75 dar. Meisterhaft spielt Klusemann etwa in seinem Gemälde „Landkarte“ mit der Illusion räumlicher Tiefe, variierenden Blickwinkeln und einem schier unerschöpflichen Formenrepertoire. Trotz der (Über-)fülle an Farben und Formen gelingt es Klusemann, sicher in diesem Bildraum zu navigieren. Oder anders gesagt: Hier sitzt jeder Handgriff.

 

In den folgenden Jahren schafft Klusemann vermehrt Bilder, deren vibrierender Grundton sich aus einem Punktraster speist, das der Künstler wie eine Folie über die Bildfläche spannt. Schwerelos scheinen die für Klusemann typischen, amorph anmutenden und doch fest umrissenen Formen davor zu schweben. In dieser Zeit – gegen Mitte/Ende der 70er-Jahre - 

entstehen auch Klusemanns

Figurenbilder; Inspiration dafür lieferten

offensichtlich Porträts der italienischen Renaissance. Aber: Klusemann belässt seine Dargestellten im Verborgenen. Allenfalls schemenhaft deutet er ihre Gesichter an; alles Individualisierende spart er aus.

 

Und schließlich die Stoffmusterbilder: Wieder lässt Klusemann die Dinge – mal ist es ein Ei, mal ein Regenschirm, mal eine geometrische Form – vor einem eigens konstruierten Hintergrund schweben. Die Kulisse bilden nun bunte Tücher und reich gemusterte Tücher. Begeistert schreibt Klusemann in einem Brief:

 

„kannst du dir vorstellen, eine grosse leinwand ganz voll mit einem tuch aus kleinen bunten vierecken und davor schwebened dinge so ähnlich wie der typ in paris die zeichnungen hat, aber nur viel größer und aus einem edleren material als papier und buntstifte, ach wenn du nur die haut von den bildern sehen könntest und ihr mattes glänzen!“

„Ein Bild zu malen, könnte verglichen werden mit dem Aufbauen von Bauklötzen.Dazu gehört Geschicklichkeit; denn die Klötze müssen so aneinandergebaut werden, daß sie

aufeinander liegen bleiben.“                            

Georg Klusemann, um 1960