Klusemanns Gemälde sind das unübersehbare Hauptwerk seines künstlerischen Schaffens. Aber es gibt auch Stilleres, Zarteres, gleichsam Klusemannsche Kammermusik: seine Arbeiten auf Papier. Zeichnungen, Aquarelle, Collagen, Linolschnitte und Radierungen stellen einen wichtigen Teil seines Œuvres dar.

  

Die hohe Qualität der Radierungen Klusemanns zeigt deutlich, dass er sich auch in der Drucktechnik zuhause fühlte. Anders als beim Umgang mit Pinsel, Ölfarbe und Leinwand gibt Klusemann hier den kontrollierten Schöpfungsprozesses ein Stück weit aus der Hand. Das Säurebad, übernimmt einen Teil seiner Arbeit. Je nach Beschaffenheit und Konzentration der Säure greift diese nun mehr oder weniger stark die Stellen des Metalls an, die Klusemann mit einem spitzen Stahlstift freigelegt hat.

 

Eine weitere Variable im Schaffensprozess ist der Druck.

Für den Drucker stellen Klusemanns Radierungen eine große

Herausforderung dar. Er muss das vorbereitete, feuchte Papier mit großer, genau bemessener Kraft in die Vertiefungen der feinen und zarten „Ritzung“ pressen, damit die Zeichnung auf Papier übertragen werden kann. Die Linien, in die die Druckfarbe mit großem Sachverstand eingerieben wurde, geben diese an das Papier ab; jeder Druck minimal anders. Die Arbeit Klusemanns, spiegelbildlich in den Lack geritzt, ist nun in ihrer geplanten Schönheit sichtbar.

  

Obwohl Klusemann eine Technik benutzt, die eigentlich auf Vervielfältigung ausgelegt ist, wählt er ein Material, welches eben dieses Multiplizieren erschwert. Die von ihm verwendeten Zinkplatten – Zink ein „weiches“ Metall – lassen ein vielfaches Drucken nicht zu (anders als verstählte Kupferplatten). Der Anpressdruck der Druckwalzen zerstört langsam aber sicher die Zeichnung. Die Drucke, die entstehen, verursachen den Tod der Matrix. Vielleicht war es gerade das, was ihn gereizt hat: immer wieder neue Bildwelten zu erschaffen.

"Jede Art von Traum, jeder Inhalt benötigt die besondere Ausdrucksform, die zu ihm passt. Es verhält sich damit wie mit einem Arbeitstisch, auf dem verschiedene Werkzeuge liegen: du nimmst eines und benutzt es. Die Mittel Poesie, Malerei, Zeichnung und Grafik entsprechen ganz bestimmten geistigen Zuständen."

 

                               Georg Klusemann, um 1977



Radierungen

 

 

Arbeiten auf Papier